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Craft Bier im Reich des Äppelwoi – das geht. Sogar richtig gut, wie vor kurzem das Craft Beer Festival an der Frankfurter Goethe-Universität gezeigt hat. Für uns berichtet Monika Zaun, die am 23. und 24. März mit der Lahnsteiner Brauerei vor Ort war, von Craft Bier, Craft Food und den Trends des Festivals.

Seit drei Jahren findet das Festival statt. Hier dreht sich alles um den Begriff „Craft“: Craft Bier, Craft Food, Craft Wine und Craft Spirits. Zum Start 2015 in der Jahrhunderthalle angesiedelt, fand das Festival ein Jahr später seinen heutigen Standort. Am Campus Westend der Goethe-Universität hat sich das Festival zu beachtlicher Größe mit insgesamt fast 70 Ausstellern entwickelt. Weit mehr als die Hälfte der Aussteller kommt aus der Bierszene und die Zahl der angebotenen Biere ist imposant: Über 100 verschiedene Sorten konnten verkostet werden. Vorsicht vor allzu schnellem Genuss war also geboten, wollte man nicht aus der Halle getragen werden. Brauereien, Spirituosenanbieter und Winzer aus sieben Nationen waren im Casino der Universität verteilt, während sich draußen etliche Foodtrucks und Essensstände um das leibliche Wohl kümmerten. Der Eintritt zum Craft Beer Festival kostete in diesem Jahr 12 EUR, dazu kommen dann noch einmal 5 EUR Pfand für das Degustationsglas. Dann konnten die Besucher von Stand zu Stand schlendern und die Biere und Spirits verkosten. Je nach Füllmenge (0,1, 0,2 oder 0,3 l) wurden zwischen einem und neun Euro in bar fällig.

Ausgefallenes Design sorgt für Aufmerksamkeit der Festival-Besucher
Artgerechte Bierhaltung

Tastings

Für alle, die mehr über Bier wissen wollten, waren die Tastings Höhepunkt des Festivals. Von renommierten Brauern oder Biersommeliers vorgestellt, konnten die Besucher dort verschieden Biersorten kennenlernen. Dazu gehörte auch, etwas zu Charakteristik, Geschichte und Herstellung der Biere zu erfahren. Und das in aller Ruhe. Denn draußen bildeten sich vor den Ständen schnell lange Schlangen und erst ab etwa 22 Uhr waren wieder ausführlichere Gespräche mit den Brauern und Brauerinnen möglich.

 

Trends

Ausgeprägte Trends wie zum Teil in den letzten Jahren waren in diesem Jahr nicht zu sehen. Das Angebot war durchweg sehr vielfältig, wie die Besucher immer wieder begeistert feststellten. Ob Porter oder Stouts, ob Belgian Tripples oder Lager, sämtliche Spielarten des Pale Ales, aber auch Roggen-, Weizen- oder Honigbier, Bockbiere und Märzen – alles war vertreten. Anhänger des Reinheitsgebotes mussten starke Nerven zeigen angesichts der Vielzahl an verwendeten Zutaten: Schokolade und Kaffee, Gewürze und Früchte.

Meet&Greet
Meet&Greet mit dem Brauer – ganz unkompliziert

 

Alles IPA oder was

Der große Hype um die India Pale Ales – kurz IPAs – ist inzwischen vorüber. Es gehört zum guten Ton fast jeder Craft Bier-Brauerei, eines anzubieten. Um sich abzugrenzen, werden nun die verschiedenen Unterstile ausgebaut: stark bitter gehopfte West Coast IPAs konkurrieren mit den etwas milderen der East Coast, während ein NEIPA (New England IPA) eher auf die Bittere verzichtet und manchmal sogar Weizen- oder Haferflocken mit vergoren werden. Ein Black IPA ähnelt einem Stout, ist allerdings wesentlich hopfenbetonter, während ein WIPA ein IPA mit hohem Weizenanteil ist. Die Sauerbiere, auch ein großer Trend der letzten Jahre, waren natürlich ebenfalls gut vertreten. Es konnten Lambic, Berliner Weisse oder Gose verkostet werden, jeweils in verschiedenen Frucht- und Geschmacksrichtungen und nach unterschiedlichen Rezepturen.

 

Ein Bier, das die Miete zahlt

Erstaunlich häufig waren auch eher traditionelle Biere vertreten, sei es ein Kellerbier, ein Weizen oder auch das gute alte Pils. Letzteres ist immer noch des Deutschen liebste Biersorte und für den Craft Brauer doch eher gewöhnlich. Aber, wie ein Brauer achselzuckend lakonisch bemerkte: „Ein Bier muss die Miete zahlen.“ Sorgfältig ausgewählte Zutaten und Bioprodukte oder ein weiteres Kaltstopfen machen allerdings doch noch aus jedem Pils ein besonderes Bier und der Kompromiss wird somit klein gehalten.

 

Die Aussteller

Unter den Ausstellern waren sowohl sehr renommierte Craft Brauereien wie Riegele, Hanscraft, Crew Republic und Kuehn Kunz Rosen vertreten. Aber auch die Craft-Töchter von Bitburger (Craftwerk) und Radeberger (Braufactum) waren am Start. Erfrischend auch zu sehen, wie viele junge Unternehmen dabei waren. Start-ups, die gerade einmal ein, zwei oder drei Jahre auf dem Kessel haben und vor neuen Ideen nur so strotzen. Sehr sympathisch und als junge Frau eher ein Novum: Christina Triefenbach aus Meschede hat sich vor kurzem mit 'Clucking Hen' einen Traum erfüllt und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Auch recht neu im Geschäft ist Andreas Stebner, Brauer und Geschäftsführer der Brauerei Stebner, Wolfenbüttel. Andreas Stebner sagt ganz klar: Für ihn kommen nur klassische Biersorten in Frage, diese dann aber ausschließlich unter Verwendung von natürlichen und frischen Inhaltsstoffen. In Frankfurt bot er unter anderem ein dunkles Weizen an, welches ausgesprochen süffig mit deutlichen Malz- und Weizennoten daherkam. Zu den Vertretern der traditionellen Richtung zählen ganz klar auch die Brauerei Faust, Glaabsbräu, Schlappeseppel oder Riedenburger, die ebenfalls im Craft Bier-Bereich unterwegs sind.

Lange Schlangen
Lange Schlangen an den Zapfhähnen bis in den späten Abend

Das ziemliche Gegenteil von traditionell war bei der erst seit 2017 existierenden Brauerei SuddenDeath zu finden: The Jungle King, ein Banana Chocolate Porter, mit Bananenpüree und dunkelsten Kakaobohnen vergoren. Sehr schwer zu entscheiden, ob der Dschungelkönig oder der Schokolator von Sanders das bessere Schokoladenbier ist. Mit den exotischsten Kreationen stachen wohl Omnipollo und Schloss Romrod heraus: Omnipollo bot unter anderem Bierslush in zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen an, während die Jungs von Schloss Romrod karbonisierten Sirup in Form von Sahneschaum auf ihr Bier sprühten.

Bei drei Brauereien gab es das Spektakel „Bier stacheln“. Hierbei wird mittels eines erhitzten Stahls die Restsüße im Bier karamelisiert und so der Wow-Effekt von warmem, süßem Schaum auf kaltes Bier gezaubert. Geboten haben das die Lahnsteiner Brauerei mit ihrem Schneebock, Ravencraft nutzte das Red Ale und Hohmanns Brauerei Fulda das Enzo Coffee Porter.

 

Und das Fazit?

Müde und erschöpft aber hochzufrieden beendeten Brauer und Bierliebhaber das Craft Beer Festival nach zwei ereignisreichen Tagen. Es gab gute Gespräche, alte Bekannte, viele neue Brauer und Brauerinnen, die es kennenzulernen lohnt. Es wurde auf hohem Niveau gefachsimpelt oder auch einfach nur genossen. Das Publikum zeigte sich dabei sehr gut informiert: Kein langes Erklären, keine mühsame Überzeugungsarbeit war nötig. Das Craft Beer Festival begeistert für Bier – auch dank der hervorragenden Organisation durch Sascha Euler, Christian Dahm und das Team des Restaurants Naiv.