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Der Juni steht vor der Tür – Zeit, spätestens jetzt ein leichtes, frisches Bier für die Sommertage einzubrauen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem schönen Witbier? Spritzig und erfrischend passt es perfekt zu heißen Sommertagen. Wir geben euch ein Grundrezept von Horst Dornbusch an die Hand.

Dass das Witbier heute wieder in vielen Braukesseln eingebraut wird, ist gar nicht so selbstverständlich. In den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts wäre es fast ausgestorben und hätte sich damit bei den „Ausgestorbenen Bierstilen“ (hier und hier findet ihr zwei Artikel dazu) von Günther Thömmes wiedergefunden. Erst 1966 hat der belgische Milchmann Pierre Celis beschlossen, ein traditionelles Witbier-Rezept nachzubrauen und hat so verhindert, dass der Bierstil in der Versenkung verschwindet.

Dont call it Weißbier – Ein Wit unterscheidet sich deutlich vom bayerischen Weißbier
Don't call it Weißbier – Ein Wit unterscheidet sich deutlich vom bayerischen Weißbier

 

Das Wichtigste, vor allem für bayerische Leser: Witbier ist nicht nur einfach belgisches Weißbier. Eigentlich könnten die beiden Bierstile kaum unterschiedlicher sein. Allein die obergärige Brauart verbindet Weißbier und Witbier. Im Gegensatz zur bayerischen Interpretation enthält ein klassisches Witbier Weizenrohfrucht und – ganz wesentlich – Gewürze.

Koriandersamen geben dem Wit Würze
Koriandersamen geben dem Wit Würze

 

Koriandersamen und Orangenschale sind die Klassiker im Wit. Hier lässt sich aber sicher auch spielen. Genauso wie bei der Wahl der Hefe. Alles, was obergärig und neutral vergärt, ist gut – Hefen, die besonders fruchtige, bananige oder nelkige Aromen produzieren, solltet ihr vermeiden. Die besondere Aromakomponente im Wit soll von den eingesetzten Gewürzen herrühren. Unterstützt wird der Charakter des belgischen Weizenbieres von der schon erwähnten Rohfrucht und wahlweise einer Extraportion Hafer. Der verleiht dem Bier eine angenehm cremige Konsistenz.

 

Das sagt das Rezept

Stammwürze: 12,0 Prozent

Restextrakt: 2,75 Prozent

Bittereinheiten: ca. 20 BE

Farbe: 6,4 EBC

Alkohol: 4,9 Vol.-%

 

Zutaten (gerundet) bei einer Sudhausausbeute von rund 80 Prozent für 20 Liter Ausschlagwürze zu 12 °P

Malz Prozent kg
Pilsner Malz oder Pale Ale Malz 50 1,57
Weizen Rohfrucht 45 1,41
Instant Haferflocken 5 0,16
Gesamt 100 3,14

 

Hopfen Prozent Alphasäure g
Saazer 4,5 30

 

Gewürze g
Getrocknete Korianderkörner 2
Getrocknete Curaçao Orangenschalen 2

 

Hefe Obergärig, keine bayerische Weißbierhefe


Unser Witbier wird im Infusionsmaischverfahren gebraut. Da wir Weizen Rohfrucht einsetzen, maischen wir bei etwa 62 °C ein. Da liegt auch ungefähr die Verkleisterungstemperatur des rohen Weizens. Die Rast bei 62 °C dauert dann auch gleich ganze 60 Minuten. Anschließend heizen wir auf 73 °C und halten diese Rast für 15 Minuten. Dann wird auch schon auf 78 °C geheizt und abgemaischt.

Gekocht wird insgesamt für 75 Minuten, nach 15 Minuten kommt der Hopfen dazu und die Gewürze. In unserem Fall getrocknete Korianderkörner, die mit einem Mörser zerstoßen werden, und Curaçao Orangenschalen. Die Gewürzmischung wird am besten in einem Baumwollbeutelchen oder etwas Ähnlichem in die Würze gehängt und mitgekocht. Zum Kochende werden die Gewürze wieder entfernt.

Orangenschale sorgt für Frische
Orangenschale sorgt für Frische

Die Gärtemperatur stellen wir auf 20 °C ein, die Gärung sollte dann auch ziemlich zügig ablaufen. Den Spundungsdruck wählen wir so, dass wir einen CO2-Gehalt von etwa 6,5 g/l erhalten.

 

Das sagt der Sommelier

So präsentiert sich das Witbier bei der Verkostung: Der jugendlich-gelbe Farbton wirkt frisch und ist mit einer kecken Schaummütze bedeckt. Das Duftbild zeigt Zitronen, Grapefruit und Orangen mit feiner Würzeuntermalung. Auch der Antrunk zeigt viel Frucht, die einem schlanken Bierkörper eingebaut ist. Das anfangs spritzige Mundgefühl wandelt sich zu einem cremigen Mousseux und bringt eine zarte Herbe im Nachhall.

Tipp: Wenn ihr einen Schuss Aperol in euer Wit gebt, verstärkt das die fruchtig-süßen Orangennoten und verleiht dem Getränk ein sonniges Antlitz. Und Witbier eignet sich auch super für Biercocktails. Eine erfolgreiche Rezeptur aus dem „Biergasthaus Schiffner“ ist der CaiBIERinha. Eine gewaschene Limette wird in Achtelstücke geteilt und in einem Glas zerdrückt, dazu kommt brauner Zucker, der mit dem Limettensaft aufgelöst wird, dann folgen Eiswürfel und Cachaça. Aufgegossen wird der Cocktail mit Witbier, das diesem Mixgetränk nicht nur eine angenehme Geschmacksnote verleiht, sondern auch Bekömmlichkeit.

 

Das sagst du!

Du hast ein Witbier gebraut und bist stolz auf das Ergebnis? Am Ende hast du dazu sogar unseren Rezeptvorschlag benutzt oder diesen abgewandelt? Lass uns daran teilhaben! Schick uns ein Bild und eine kurze Rezeptbeschreibung an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Betreff „Bierrezept“. Deine Idee könnte dann gleich neben unserem Rezeptvorschlag stehen! Wir sind gespannt!