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Die Welt beim Hobbybrauerwettbewerb "Home Brew Bayreuth" am 29. Februar 2020 war noch "in Ordnung" und für Christoph Wolfrum war es definitiv ein besonderer Tag. Mit seinem American Pale Ale namens "Hoptimism" gewann er den Wettbewerb und durfte seine Rezeptkreation am 10. September 2020 auf der 25-hl-Anlage von Maisel & Friends im Liebesbier in Bayreuth einbrauen. GradPlato war dabei und schaute Wolfrum und Maisel & Friends Braumeister Markus Briemle beim Brauen zu. Die Stimmung: "Nervös ist zu viel gesagt, aber freudig aufgeregt!", so Wolfrum zum Auftakt.

 

Wie man aus einem Glühweintopf 25 Hektoliter macht

Wolfrum braut sonst mit einem 20 l-Glühweintopf auf seiner Terrasse. Für ihn erfüllt sich an diesem Tag der Traum von vielen Hobbybrauern: Er braut sein Rezept auf einer großen Anlage ein. Das Hobbybrauer-Rezept lässt sich zwar nicht eins-zu-eins umsetzen, da das Maisel-Sudhaus ganz andere Eigenschaften hat, als der Glühweintopf, „aber wir versuchen so nah wie möglich an das Original heranzukommen“, sagt Braumeister Markus Briemle. Deshalb passen die beiden zunächst Rezept und Schüttung an die Anlage an. „Wir verwenden beispielsweise kein Pale-Ale-Malz wie im Ursprungsrezept, sondern eine Mischung aus Pilsner Malz und Karamellmalz“, erklärt Briemle.

 

Christoph Wolfrum und Braumeister Markus Briemle nehmen im Sudhaus eine Würzeprobe
Christoph Wolfrum und Braumeister Markus Briemle nehmen im Sudhaus eine Würzeprobe

 

Nachdem die Schüttung geklärt ist, geht es ans Schroten und damit richtig ans Arbeiten: Wolfrum wuchtet 25 kg-Säcke in die große Malzmühle. Mit lautem Rattern gelangt das geschrotete Malz über Förderschnecken hinüber ins Sudhaus, das in einem gläsernen Raum direkt neben dem Eingang des Liebesbier steht. „Meine Frau wird wohl nicht begeistert sein, wenn künftig Malzsäcke bei uns rumstehen, aber eine Malzmühle steht schon auf meinem Wunschzettel“, erzählt Wolfrum lachend.

Zurück aus der Schroterei erläutert Braumeister Briemle, welche Anpassungen bei der Kochzeit nötig sind. „Eine Kombirast von einer Stunde bei 65 °C wie im Ursprungsrezept wäre auf der großen Anlage viel zu lange“, so Briemle. Er muss die Rasten anders fahren, damit am Schluss der gewünschte Endvergärungsgrad von 80 Prozent herauskommt.

 

Erste Teilnahme am Hobbybrauerwettbewerb

Dass er gleich bei seiner ersten Teilnahme am Hobbybrauerwettbewerb der Home Brew Bayreuth den 1. Platz holt, hätte Christoph Wolfrum nie gedacht. Er braut zwar schon seit ungefähr sechs Jahren zuhause und hat für die Fachjury des Wettbewerbs an einem speziellen Rezept gefeilt, aber mit diesem großen Erfolg hat er trotzdem nicht gerechnet. Um seinen Brautag bei Maisel beneiden ihn einige der Heimbrauer aus seinem Freundeskreis und er hat bei einem Bier in gemütlicher Runde sicher viel zu erzählen …

 

Um das Rezept auf der großen Anlage zu brauen, sind noch Anpassungen durch Braumeister Briemle nötig
Um das Rezept auf der großen Anlage zu brauen, sind noch Anpassungen durch Braumeister Briemle nötig

 

Beigebracht hat er sich das Hobbybrauen selbst. Mit einem Heimbrau-Buch, ein paar YouTube Videos und viel Ausprobieren. „Am Anfang habe ich alles genau nach Anleitung gemacht, aber mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür und macht eigene Experimente und Erfahrungen“, berichtet Wolfrum.

 

Christoph Wolfrum auf der heimischen Terasse und der Hopfenernte aus dem eigenen Garten
Christoph Wolfrum auf der heimischen Terasse und der Hopfenernte aus dem eigenen Garten

 

„Ich suche mir zunächst ein Grundrezept für den Bierstil, den ich brauen möchte, und dann passe ich die Schüttung an und wandle das Rezept nach meinen Vorstellungen ab“, so der Nürnberger Hobbybrauer. Da war dann auch schon mal ein Schokoladen-Stout mit Fleur de Sel dabei. „Ich sehe den Reiz des Reinheitsgebotes und finde es total spannend, welche Aromen man herausholen kann, aber ich trinke und braue auch Biere außerhalb des Reinheitsgebotes“, berichtet Wolfrum. Sein American Pale Ale erfüllt aber alle Voraussetzungen, um in Deutschland als Bier verkauft zu werden.

 

Genug Zeit zum Fachsimpeln

Kurz nach elf Uhr wird eingemaischt. Das funktioniert im Kaspar Schulz-Sudhaus von Maisel natürlich vollautomatisch. „Konkrete Handgriffe für zuhause kann ich mir hier zwar nicht abschauen, da fast alles automatisch läuft, aber ich nehme jede Menge Inspiration mit und würde am liebsten gleich morgen den nächsten Sud auf meiner Terrasse einbrauen“, sagt Wolfrum.

 

Ein Vorteil eines vollautomatischen Sudhauses: es bietet Gelegenheiten zum Fachsimpeln
Ein Vorteil eines vollautomatischen Sudhauses: es bietet Gelegenheiten zum Fachsimpeln

 

Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten bleibt für Wolfrum und Briemle genügend Zeit zum Fachsimpeln über Rohstoffe, Technologie, Erfahrungswerte – so erhält der Hobbybrauer ganz nebenbei wertvolle Tipps vom Profi. Da geht es um Wasseraufbereitung, Jungbierproben oder Lieblings-Hopfensorten und man sieht Wolfrum förmlich an, wie sein Hobbybrauer-Herz zwischen Sudkessel und Läuterbottich höher schlägt.

Nach einem Mittagessen mit Blick auf’s Sudhaus und einem NEIPA von der umfangreichen Bierkarte bleibt zwischendurch noch Zeit, um mit der Grafikerin von Maisel letzte Details am Entwurf für das Etikett zu besprechen, für dessen Gestaltung Wolfrum schon vorab Ideen geschickt hat.

 

Dreifache Hopfengabe

Der Hopfen für sein „Hoptimism“ kommt teilweise von der BrauBeviale 2019. „Ein Freund von mir war letztes Jahr auf der Messe unterwegs und ist mit vielen verschiedenen Hopfenproben zurückgekommen. Daraus hat er mir dann einen Hopfen-Adventskalender gebastelt. Und aus dem stammt Sabro – eine der drei Hopfensorten für Hoptimism“, erzählt Wolfrum mit einem Lachen im Gesicht.

 

Ein tiefer Zug aus der Hopfen-Tüte!
Ein tiefer Zug aus der Hopfen-Tüte!

 

Am frühen Nachmittag steht dann endlich die Hopfengabe an! Mit einem tiefen Atemzug aus dem Hopfenbeutel nimmt Wolfrum das Aroma der drei US-Hopfensorten auf, die das ganze Sudhaus mit ihrem Duft erfüllen. Bei Kochbeginn und bei Kochende werden Azacca und El Dorado zugegeben auf 40 IBU. Für die Kalthopfung kommen dann noch einmal Azacca, El Dorado und zusätzlich Sabro zum Einsatz.

 

Der Hobbybrauer und sein Tank

Bis zum Ende des Kochens bleibt noch Zeit für einen Abstecher in den Gärkeller der Maisel’s Bier Erlebnis Welt. Aus einem der großen Edelstahltanks zwickeln der Profi und der Hobbybrauer ein frisches Pils und dann zeigt Briemle Wolfrum, in welchem Tank sein „Hoptimism“ reifen wird – ein besonderer Moment, der sicher alle Hobbybrauerherzen höher schlagen lässt. „Mach doch bitte ein Foto von mir und meinem Tank“, sagt Wolfrum mit glänzenden Augen.

 

Der Hobbybrauer und sein Tank
Der Hobbybrauer und sein Tank

 

 

Für die Hefegabe kommt Fermentis Safale US-05 zum Einsatz. Und bis zur Eröffnung der BrauBeviale am 10. November 2020 hat das American Pale Ale noch genügend Zeit, um zu reifen.

 

„Hoptimism“ auf der Craft Drinks Area

In diesem Jahr ist Wolfrum zum ersten Mal selbst auf der Messe unterwegs und hat einen Besuch in der Craft Drinks Area und auf den Ausstellungsflächen von brau@home fest eingeplant. Die BrauBeviale-Besucher können sein „Hoptimism“ in der Craft Drinks Area verkosten und sich dazu ein Video vom Brautag anschauen.

„Ich wollte ein American Pale Ale brauen, das einerseits klassisch in der Aromatik ist, andererseits aber auch einen modernen Twist hat. Daher habe ich nur verhältnismäßig junge Hopfensorten verwendet und eine für ein American Pale Ale relativ kräftige Kalthopfung vorgenommen. Im Ergebnis hat es einen klassischen, bernsteinfarbenen Malzkörper mit einer schönen, fruchtigen Hopfenaromatik und einer verhältnismäßig dezenten Bittere“, beschreibt Wolfrum sein Hoptimism und ist gespannt darauf, wie nah das Ergebnis aus dem 25-hl-Sudhaus an sein Original herankommt.

Mit seinem „Hoptimism“ will Wolfrum Optimismus verbreiten – die BrauBeviale ist dafür in diesem Jahr genau die richtige Bühne. Anfangs war die Idee bei der Namensgebung noch rein auf die vielen negativen Nachrichten bezogen, die uns aus den USA erreichen und denen er auch mal etwas Positives entgegensetzen wollte – dass beispielsweise tolle Hopfensorten aus den USA kommen. Inzwischen passt dieser Gedanke hervorragend ins Corona-Jahr 2020, in dem allen etwas „Hoptimism“ gut tut.

 

Corona-conformes Zwickeln mit Maisel Bier-Sommelier Michael König
Corona-konformes Zwickeln mit Maisel Bier-Sommelier Michael König